Dienstag, 4. Juli 2017

Das Ziel und die beschränkten Möglichkeiten der "sozialen Netze"

Ich habe nach fast 8 Jahren "Mitgliedschaft" jetzt erst verstanden, dass die Firma Facebook mit ihrem "sozialen Netzwerk" sowas macht, wie die Firma Disney mit ihren weltbekannten "Parks", den "lustigen Taschenbüchern" und den Zeichentrickfilmen, wie "die kleine Meerjungfrau".

Da soll der Besucher NUR Spaß haben, denn damit soll Geld verdient werden. Das ist gerade NICHT die reale Welt, sondern soll gerade das Gegenteil davon sein - eine zielorientierte, schöne, heile, glückliche Scheinwelt, in die der geschundene Untertan mal für ein paar Stunden hineinfliehen kann, die man aber wieder verlassen MUSS, wenn seine Zeit abgelaufen ist. Facebook ist -wie Disney- NICHT politisch oder gesellschaftlich "neutral", sondern war immer parteiisch: eher konservativ, eher beschönigend, immer positiv. Dort soll man seine Freunde wiedertreffen können, nicht seine Feinde treffen müssen.

Auch in der Disneyworld ist kein Platz für "schlechte, traurige, ärgerliche Themen", aber für Micky Mouse und Minni Mouse, die niemals heiraten. Dort ist immer Platz für ewige duldsame Loser wie Donald Duck, für ewig erfolgreiche Reiche wie Dagobert Duck. Dort stirbt kaum jemand, niemand ist wirklich krank. Es muss niemand wirklich hart arbeiten. Selbst die Panzerknacker sind sympatisch. Tick, Trick und Track brauchen keine eigenen Eltern. Ein Onkel reicht völlig aus.

In der schönen, heilen Scheinwelt ist immer Platz für die Kauders und Taubers, für die Gabriels und Schwesigs dieser Welt, die uns alle belügen, wie schön ihre Regierung doch uns alles macht. Die Behörden sind immer gut und hilfreich, vielleicht dumm. Zur Not kann man in der Scheinwelt alle Scheingesetze nach Belieben übertreten und kommt schlimmstenfalls nur in den Scheinknast.

In der schönen, heilen Scheinwelt ist KEIN Platz für einen Akif Pirincci, mit seinen bösen, kräftigen Wörtern und schlechten Gefühlen. In der schönen, heilen Scheinwelt ist KEIN Platz für Erika Steinbach, für Frank Schäffler, für Wolf Biermann.

Wer in Amerika sein eigenes Haus schwarz oder rosa anmalen will, mag das in der Realität gerne tun. Wer dort zwischen Einfamilienhäuser eine Fabrik oder einen Wolkenkratzer baut, mag das in der Realität gerne tun.
In dieser Welt kann man sich nur ein "eigenes" Nest errichten, wenn es zum Bebauungsplan, den vorgegebenen rosa Farben und weichen Formen passt. Wer aber in Facebook (s)eine wilde, schmutzige, stinkende Zeltstadt errichtet, dessen Werk wird vom wohlmeinenden Betreiber plattgemacht und er fliegt raus aus der schönen, neuen Scheinwelt. 

In der zielorientierten, konstruierten, leichtverdaulichen, gluten-, lactose und fettfreien Scheinwelt Facebook war und ist KEINE geistige Tiefe, keine moralische Breite, dort ist keine Wahrheit, sondern NUR Lüge. Dort ist vieles schönes, aber keine Freiheit.

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